Thailand: Die Motoren des Wandels
Text: Niklas Alof
Woran denken Sie, wenn Sie diesen Titel lesen? Möglicherweise an digitale Innovation, technischen Fortschritt, oder – da wir uns im Feld der Entwicklungszusammenarbeit bewegen – an die Unterstützung von Bedürftigen durch Mikrofinanzkredite? Wenn Sie sich zur Überschrift passende Personen vorstellen – sind diese dann männlich? All diese Vermutungen, die ich hier voranstelle, basieren auf vielen Begegnungen und Gesprächen, die ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Manager für Bildung und Öffentlichkeitsarbeit der Kindernothilfe geführt habe. Und sicherlich sind auch Kredite oder die Nutzung neuer digitaler Möglichkeiten wichtige Faktoren, die dazu beitragen, eine nachhaltig erfolgreiche Entwicklung zu gestalten. In meiner Geschichte möchte ich Ihnen aber erzählen, wer für mich die wahren Motoren des Wandels sind: Es sind Frauen. Frauen, die ich als Kolleginnen, als Ehrenamtliche und vor allem in unseren Projekten vor Ort kennengelernt habe.
Mitnehmen möchte ich Sie dafür auf eine Reise mit einer fünfköpfigen Gruppe von Ehrenamtlichen, welche ich gemeinsam mit meiner Kollegin Lea Kulakow begleitet habe. Erwähnenswert an dieser Stelle: Die Gruppe bestand ausschließlich aus Frauen. Die Reise führte uns vom 14. bis zum 26. Oktober in den Norden Thailands. Ein Staat, der uns vor allem als Reiseziel vertraut ist. Ein Paradies von Inseln, tollem Essen, freundlichen Menschen und wunderbarer Natur. All das durften auch wir kennenlernen. Jedoch haben wir darüber hinaus einen intensiven Einblick hinter diese Fassade bekommen, lernten Menschen kennen, die in diesem vermeintlichen Paradies am absoluten Existenzminimum leben, denen ihre Rechte systematisch vorenthalten werden und deren Perspektive sehr düster aussieht.
Das politische Klima in Thailand ist nicht stabil, seit 2014 haben keine demokratischen Wahlen mehr stattgefunden, und die militärische Übergangsregierung schränkt nach und nach wichtige Menschen-, und damit eben auch Kinderrechte ein.
Als Flüchtling in Thailand
Das bedeutet, dass die Migrantinnen und Migranten aus Myanmar, Laos oder Bangladesch jederzeit verhaftet oder abgeschoben werden können. Erst im Juli 2017 hat die thailändische Regierung das Gesetz zur Arbeitsmigration verschärft, indem sie sowohl Strafen für die Migrantinnen und Migranten selbst, als auch für die Unternehmen, die sie beschäftigen, erhöht hat. Illegale Arbeiterinnen und Arbeiter müssen sich zudem innerhalb einer bestimmten Zeitspanne über ihren Arbeitgeber registrieren, um einen regulären Status für sich und die Familie zu bekommen.
Der Weg zu einer legalen Identität oder lediglich einer legalen Arbeitserlaubnis ist in Thailand jedoch sehr komplex und unübersichtlich, erschwert wird er noch zusätzlich durch Sprachbarrieren, schlechte Erfahrungen mit politischen und legislativen Autoritäten und der ständigen Angst vor Vertreibung.
Frauen setzen sich gegen Unterdrückung ein
Projekte für Flüchtlingskinder
Treffen mit Selbsthilfegruppen
Frauen als Motoren des gesellschaftlichen Wandels
Frauen sind die Motoren des gesellschaftlichen Wandels. Auch und vor allem deshalb ist der Selbsthilfegruppenansatz so wichtig und richtig: stabile Einkommen, ein funktionierendes soziales Netz und die Möglichkeit, sich für sich selbst und das Umfeld einzusetzen – das ist es, was ganzheitlich und nachhaltig Kinder stärkt, schützt und beteiligt.
Sicher, der Begriff „Motor“ ist (zu) technisch und wird Menschen nicht wirklich gerecht. Er drückt für mich aber aus, wie wichtig Frauen für das Anliegen einer globalen Transformation sind. Klar ist für alle Teilnehmerinnen der Reise aber auch, den Wandel können wir letztlich nur gemeinsam schaffen: Frauen, Kinder und Männer zusammen. Doch die Stärkung der Rolle der Frau sollte dabei auch für uns als Kinderrechtswerk stets eine zentrale Bedeutung einnehmen.