Heinrich-Heine-Gymnasium in Köln: Engagement seit 45 Jahren
Text: Gunhild Aiyub, Fotos: Ralf Krämer
Das Heinrich-Heine-Gymnasium feiert 2022 ein unglaubliches Kindernothilfe-Jubiläum. Für uns ein Grund, diese engagierte Schule, ihre Kindernothilfe-AG und die beiden zuständigen Lehrerinnen, am Tag der offenen Tür persönlich kennenzulernen.
Über den Schulhof des Heinrich-Heine-Gymnasiums in Köln-Ostheim trotten aus verschiedenen Richtungen lange Schlangen von Kindern und Eltern – immer im Gänsemarsch hinter Jugendlichen her, die ein Schild hochhalten. Der Tag der offenen Tür, ein Kennenlerntag für alle, die im nächsten Schuljahr hier unterrichtet werden, ist schon in vollem Gange.
Im Foyer herrschen Riesengedränge und lautes Stimmengewirr, untermalt vom Rhythmus zahlreicher Trommeln. Trommeln? „Ja, der Trommelkurs in der Aula probt seinen großen Auftritt“, ruft Lena Peschlow laut, um das Getöse zu übertönen. Ein erster Hinweis auf die vielen Angebote, die das Gymnasium neben dem Lehrplan bereithält. Der Empfang durch Lena Peschlow und Pia Hillringhaus ist herzlich. Seit zwölf Jahren betreuen die beiden Lehrerinnen die Kindernothilfe-AG.
Kokoskekse und Himbeer-Mango-Marmelade
Ein Menschenauflauf knubbelt sich vor mehreren Basartischen. Ein gutes Zeichen, hat doch hier die Kindernothilfe-AG Stellung bezogen. Schließlich fließen die heutigen Einnahmen in die Spendenkasse für die neun Patenkinder der Schule. Und die Chancen, dass auch etwas gekauft wird, sind groß: Es gibt zum Beispiel unzählige Tüten mit mehreren Kekssorten. „Die haben wir am Dienstag in der Schulküche selbst gebacken“, erklärt AG-Mitglied Ghufran (14) stolz, „wir sind extra zwei Stunden länger geblieben!“ Es gibt Butterplätzchen, Kekse mit Schokoladen-, Vanille- oder Kokosgeschmack. Sie kosten nur 2 Euro, und die Zahl der Tüten schrumpft schnell.
Daneben, Glas an Glas, lockt ein leckeres Marmeladen-Sortiment – die Himbeer-Mango-Mischung z. B. ist wirklich ein kulinarisches Erlebnis! Hier haben die Eltern zu Hause mitgeholfen, damit die AG-Mitglieder dieses beeindruckende Angebot verkaufen können. Auf lila und rotem Samt präsentieren die Mädchen außerdem Schmuck, mit Dot-Technik verzierte Steine, Schlüsselanhänger und Postkarten, alles selbst hergestellt von AG-Mitgliedern und zwei Lehrerinnen, die die Spendenaktion gerne unterstützt haben.
Das Ziel für 2023: ein 10. Patenkind
900 Schülerinnen und Schüler aus mehr als 100 Nationen
Seit 45 Jahren unterstützt das Heinrich-Heine-Gymnasium Patenkinder bei der Kindernothilfe. „Wir sind stolz darauf, dass unsere Kinder so engagiert sind“, schwärmen die beiden Lehrerinnen. „Hier in Ostheim leben viele Familien, die finanziell nicht so gut gestellt sind. Aber wir erleben, dass gerade sie so großzügig sind und ein Herz für die Kindernothilfe haben. Dass wir schon so lange die vielen Patenkinder halten können und immer genug Geld für die Überweisung da ist, das sehen wir nicht als selbstverständlich an. Und da kommen wirklich Kinder, die ihr Taschengeld bringen. Auch im Kollegium wird gespendet.“ Die Schulleitung steht hinter diesem großartigen Engagement, und alle die spenden, bekommen einen positiven Eintrag ins Zeugnis!
Um die neuen fünften Klassen mit der Kindernothilfe bekannt zu machen, zeigen die Lehrerinnen zu Beginn eines Schuljahres einen Kindernothilfe-Film. „Ich habe neulich im Reliunterricht noch mal einen Ausschnitt aus einem der Filme gezeigt“, erzählt Lena Peschlow. „Eine Schülermutter sprach mich später darauf an, ihr Sohn sei ganz aufgewühlt nach Hause gekommen und hätte gesagt: ‚Mama, du glaubst gar nicht, wie gut wir es haben. Kinder in anderen Ländern, die so alt sind wie ich, müssen arbeiten.‘ Mir war das vorher gar nicht so bewusst gewesen, aber für viele Mädchen und Jungen hier bei uns ist das erst einmal ein Schock, wenn sie sehen, dass andere arbeiten müssen.“
Die Patenkinder gehören dazu
Auch die Klimaaktivisten aus Kindernothilfe-Projekten, die seit Jahren immer wieder in Deutschland auf Schultournee gehen, machen in Köln Station. 2021 kamen sie aus Pakistan und Südafrika. Achtklässlerin Amelie (13) hat die AG zum ersten Mal gewählt und ist mit ihrer Wahl sehr zufrieden. „Wir hatten viel Spaß mit den Klimaaktivisten. Man konnte sich gut mit ihnen unterhalten, z. B. darüber, wie es bei ihnen zu Hause ist und was bei ihnen anders ist als bei uns.“
Unglaubliche 1.500 Euro beim Adventsbasar
„Herausforderung annehmen, Haltung entwickeln, Gemeinschaft stärken“, lautet das Motto des Heinrich-Heine-Gymnasiums. Nach dem, was wir bei unserem Besuch in Köln erlebt haben, erfüllt die Kindernothilfe-AG diese Vorgabe mit Bravour!
Draußen vor den Fenstern der Bibliothek schlängeln sich immer noch Trupps von Kindern und Eltern über den Schulhof. Bald wird es wieder neue fünfte Klassen geben. Und auch sie werden die Patenkinder kennenlernen und vielleicht sogar unterstützen. Ach übrigens – der Basar der Kindernothilfe-AG brachte in nur vier Stunden unfassbare 1.090 Euro ein! „Der Erlös wurde durch weitere Spenden aufgestockt“, schrieb uns Lena Peschlow im neuen Jahr, „sodass wir 1.500 Euro für das Projekt am Horn von Afrika überweisen können – zusätzlich zu den Patenschaftsbeiträgen, die im Januar fällig sind. Dafür sind wir sehr dankbar!“
Und die Kindernothilfe ist stolz und dankbar, diese Schule an ihrer Seite zu haben!
Stand: Ende 2022