Kindernothilfe. Gemeinsam wirken.

Tour d'Ostsee 2019

Zwei Freunde gehen per Fahrrad, Gitarre und Saxophon auf Ostseetour
Zwei Freunde mit einer tollen sportlich-musikalischen Idee (Quelle: privat)
Zwei Freunde gehen per Fahrrad, Gitarre und Saxophon auf Ostseetour
Zwei Freunde mit einer tollen sportlich-musikalischen Idee (Quelle: privat)

"Die Idee hatten wir schon eine ganze Weile. Wir, das sind Gernot, Zahnarzt in Wiesbaden, und Andreas, gebürtiger Wiesbadener und Mathematischer Biologe an der Technischen Universität Dresden. Straßenmusik, Musik auf der Straße vor Leuten, die uns nicht kennen. Unplugged. Und wir wollten die Tour mit dem Fahrrad machen, uns und unsere Instrumente von Ort zu Ort mit dem Fahrrad bewegen.

Vor vielen Jahren waren wir gemeinsam mit dem Fahrrad von Wiesbaden über die Alpen nach Florenz und zurück gefahren, damals allerdings ohne Instrumente! Wir sind beide hobbymäßig seit Kindesbeinen musikalisch unterwegs und haben sogar schon einmal gemeinsam zum Geburtstag von guten Freunden gespielt. Aber auf der Straße? Ganz schön aufregend.

Im vergangenen Winter wurde unsere Idee dann konkreter. Wir merkten schnell, dass einige Vorbereitungen notwendig sind. Nur Instrumente einpacken und los, das würde nicht reichen. Wo sollen wir spielen, und vor allem was. Wir begannen an einem kleinen Programm zu arbeiten – Stücke für Gitarre, Gesang und Saxophon herauszusuchen, trafen uns einige Male zum gemeinsamen Üben und dachten über mögliche Auftrittsorte nach. Schließlich entschieden wir uns für eine Ostseetour. Sie begann im August in Greifswald, der wunderschönen Stadt am Bodden.

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Mit dem Fahrrad und Instrumenten auf Ostseetour
Mit Saxophon und Gitarre auf Ostseetour (Quelle: privat)
Mit dem Fahrrad und Instrumenten auf Ostseetour
Mit Saxophon und Gitarre auf Ostseetour (Quelle: privat)

Kontakt

Porträt Petra Kalkowski (Quelle: Jakob Studnar)

"Ich muss die Polizei holen ..."

Eigentlich wollten wir am ersten Nachmittag nur üben und weiter an unserem Programm feilen. Aber wir kamen nicht dazu, denn die ersten Zuhörer ließen nicht lange auf sich warten; unsere Stücke, u. a. Pop aus den 70er Jahren, weckten starke Emotionen. Wir waren begeistert. Plötzlich näherte sich ein gestikulierender Mann: 'Ich glaube, ich muss die Polizei holen', oh Schreck, aber dann weiter '… damit sie euch näher zur Mole bringt, auf der ihr von mehr Menschen zu hören seid.' Ein schöner Start. Unsere erste wirkliche Straßenmusiksession war ein voller Erfolg.

Der Albtraum jedes Saxophonspielers

Unsere einwöchige Tour führte uns weiter nach Stralsund, Barth, den schönen Darß und über das Fischland bis nach Ribnitz-Damgarten. Am späten Nachmittag bauten wir dort unsere Instrumente auf. Dunkle Wolken am Himmel. Wir sangen auf Plattdeutsch 'Datt du min Leesten büst'. Eine ältere Frau hatte Tränen in den Augen. Plötzlich begann Starkregen. In großer Eile versuchten wir unsere Instrumente vor dem Regen in Sicherheit zu bringen. Und dann passierte es – ich hob meinen Saxophonkoffer in die Höhe, das Saxophon fiel zu Boden. Ich hatte vergessen, den Koffer zu schließen. So ein Mist, der Albtraum jedes Saxophonspielers war grausame Realität geworden.

Unter einem benachbarten Dach versuchte ich herauszufinden, ob das Instrument zu Schaden gekommen war. Schock – ich konnte ihm keine Töne mehr entlocken. Mithilfe des Internets versuchte ich Reparateure im Umkreis ausfindig zu machen. Mit Erfolg. Es war mittlerweile nach acht; aber ich erwischte Michael Münkwitz, einen Saxophonspezialisten zu dieser späten Stunde noch am Telefon und verabredete mich für den folgenden Tag mit ihm in Rostock.

Zwei Stunden Reparatur und eine Spende für die Kindernothilfe

Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Zug weiter nach Rostock. Michael Münkwitz brauchte dann fast zwei Stunden, um alles zu richten. Herr Münkwitz verbringt regelmäßig Arbeitsaufenthalte als Musikinstrumentenmacher in Tansania, um dort Instrumente, vor allem Posaunen, kostenlos zu reparieren. Ich fragte ihn, wie ich mich für seine unschätzbare Arbeit erkenntlich zeigen kann. Er antwortete: 'Eine großzügige Spende für Ihr Projekt', also die Kindernothilfe. Ich war beeindruckt, fühlte mich reich beschenkt, so einen großherzigen sympathischen Menschen treffen zu dürfen.

 

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Spendendose für die Auftritte der beiden Freunde
Auftritte für den guten Zweck - 300 Euro kamen bei der einwöchigen Tour zusammen! Ein tolles Ergebnis! (Quelle: privat)
Spendendose für die Auftritte der beiden Freunde
Auftritte für den guten Zweck - 300 Euro kamen bei der einwöchigen Tour zusammen! Ein tolles Ergebnis! (Quelle: privat)

Straßenmusik nur zu geraden Uhrzeiten

Nun stand unserem Abschlusskonzert auf dem Schweriner Marktplatz nichts mehr im Wege. Auf dem Weg dorthin gab uns dann Jochen, ein professioneller Straßenmusiker aus Schwerin, noch wertvolle Tipps. In Schwerin darf man nur zu geraden Uhrzeiten (also 10, 12, 14 Uhr usw.) spielen. Zu den ungeraden Zeiten muss man pausieren. Sonst drohen empfindliche Bußgelder. Ich freute mich sehr auf dieses Konzert in Schwerin, der Stadt meiner Großeltern und Geburtsort meiner Mutter.

Ein Auftritt vor dem Standesamt

Am Samstagmorgen um 10 war es dann soweit, unser letzter Auftritt konnte beginnen. Touristen wie auch Einheimische verharrten für einige Momente. Dann näherte sich plötzlich eine resolute Dame – ich dachte, aha, also schließlich doch noch einmal eine Begegnung mit dem Ordnungsamt. Es kam ganz anders. Die Dame fragte ganz freundlich, ob wir evtl. in wenigen Minuten ein wenig auch zum Einzug ihrer Schwester und ihres zukünftigen Ehemanns ins Standesamt direkt gegenüber spielen könnten. Das taten wir gerne. Zum Auszug der Brautleute konnten wir dann leider nicht mehr spielen, denn unser Zug wartete auf uns.

Wir machen weiter!

Eine wunderbare Woche näherte sich ihrem Ende. Begeistert und voller Eindrücke kehrten wir zurück. Ganz klar, die Frage war nicht, ob wir wieder Straßenmusik machen würden, sondern nur wann und wo? Wir freuen uns schon sehr aufs nächste Mal."

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