Etwas, das bleibt
Eine eigene Stiftung gründen: Das schwebte Achim Mescher irgendwann als die ideale Möglichkeit vor, um sich dauerhaft für eine gute Sache einzusetzen. „Schon meine Eltern haben mir, obwohl sie nie wohlhabend waren, Großzügigkeit und Gastfreundschaft vorgelebt“, erzählt er, „unser Haus stand immer offen für Menschen, die in schwierigen Lebenslagen waren. Das war meiner Mutter sehr wichtig, da sie im Krieg Flüchtlinge aufgenommen hat und später selbst als Flüchtling in einer Familie warmherzig aufgenommen wurde.“ Solche Erfahrungen haben tief in ihm den Gedanken verwurzelt: „Teile dein Glück und deinen Erfolg mit Menschen, die weniger davon haben.“ Glück und Erfolg hat sich der gelernte Elektroingenieur in seinem Leben hart erarbeitet, heute ist er in einem großen Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf im europäischen Vertrieb von Halbleitern tätig. „Mir geht es gut“, sagt der 55-Jährige heute, „so dass ich irgendwann auf die Suche nach Möglichkeiten ging, mein Geld langfristig für einen ganz bestimmten guten Zweck anzulegen – deshalb bin ich auf den Stiftungsgedanken gekommen.“
Vom Paten zum Stifter
Der Weg zur geplanten Stiftung führte ihn schnell zur Kindernothilfe: „Vor zwölf Jahren habe ich dort eine Patenschaft übernommen für ein Kind in Afrika. Die Arbeit des Hilfswerks hat mich so überzeugt, dass ich dabeigeblieben bin und bis heute mehrere Patenschaften übernommen habe.“ Als er eines Tages auf die Möglichkeit stieß, über die Kindernothilfe auch eine Stiftung zu gründen, wurde er hellhörig und wollte wissen: Ist das was für mich? Was sind die Unterschiede zum üblichen Spenden? Wie viel Geld benötige ich dafür? Wie groß ist der Aufwand?
„Als ich dann bei der Kindernothilfe angerufen habe, habe ich herausgefunden, dass es noch etwas anderes gibt, was viel besser zu meinen Vorhaben und Möglichkeiten passt als eine Stiftung“, erzählt Mescher, „nämlich: ein Stiftungsfonds. Die Verwaltung ist einfacher, und sehr viel wird sogar direkt über die Kindernothilfe geregelt, zudem ist weniger Startkapital notwendig.“ Und die Wirkung ist gleich: „Ich kann mein Geld dauerhaft für den guten Zweck anlegen, und zwar für einen ganz bestimmten, der mir am Herzen liegt.“
Bildung ändert alles
Für den Duisburger, dessen Kinder selbst beide Abitur gemacht haben, ist Bildung für Mädchen und Jungen in Afrika ein besonderes Anliegen. Deshalb hat er sich entschieden, mit seinem Stiftungsfonds ein Projekt in Ruanda zu unterstützen, das Kindern aus sehr armen Familien nachhaltig Bildungschancen eröffnet – und noch sehr viel mehr. Die Frauen der Familien schließen sich in Selbsthilfegruppen zusammen und stärken sich mit Unterstützung der Kindernothilfe wirtschaftlich, sozial und politisch so enorm, dass sich das Leben ihrer Familien und ihrer Dörfer stark verbessert: So können sie etwa ihren Kindern, die sie bis dahin nicht einmal ausreichend ernähren konnten, bald die Unterrichtsgebühren und –materialien bezahlen. Einige Mädchen und Jungen haben dadurch erstmals die Möglichkeit zur Schule zu gehen.
„Die wirksame Hilfe zur Selbsthilfe in diesem Projekt hat mich überzeugt“, sagt Achim Mescher, „das ist ein wirklich nachhaltiger Ansatz – und ich freue mich schon darauf, den ersten Bericht über die Fortschritte im Projekt zu lesen.“
Sein Entschluss, sich für ein afrikanisches Land und für Bildung zu engagieren, fasste er, als er seinem großen Hobby, dem Reisen, nachging. Mit seiner Tochter (18) und seinem Sohn (20) machte er Urlaub in Südafrika. Dort besuchte die Familie auch Bewohner in einem Township von Johannesburg. Die lebendige Art, wie der 55-Jährige von seinem Besuch erzählt, lässt erahnen, wie sehr ihn diese Begegnungen berührt haben. Die extreme Armut dort machte ihn sehr betroffen. „Ich war jedoch fasziniert davon, wie positiv die Menschen ihr Leben angehen, trotz all der widrigen Umstände. Sie waren fröhlich, und ich hatte das Gefühl, sie machen das Beste aus ihrer Situation. Das hat mir unheimlich imponiert!“ Und er hat gesehen, dass Bildung den großen Unterschied macht.
Hilfe für Ruanda
Die Projekte in Ruanda, die ihm die Kindernothilfe vorstellte, hätten ihn dann besonders überzeugt, „außerdem wollte ich etwas für Menschen tun, die drohen, in Vergessenheit zu geraten“, sagt Mescher. Ruanda ist 20 Jahre nach dem Genozid zwar auf einem guten Weg, doch lebt noch immer über die Hälfte der Bevölkerung in Armut. Vor allem Frauen, Kinder und Jugendliche sind betroffen. Sie haben kein geregeltes Einkommen, können nicht zur Schule gehen und haben keinen Zugang zu sauberem Wasser und medizinischer Versorgung.
Achim Mescher hofft nun, dass er als gutes Beispiel in seiner Familie und im Freundeskreis vorangehen und andere dazu animieren kann, ebenfalls zu spenden – oder sogar einen Stiftungsfonds zu gründen. Zu Geburtstagen und anderen Feiertagen möchte er zum Beispiel keine Geschenke mehr haben, sondern bittet um Spenden für seinen Stiftungsfonds. Doch vor allem hofft er, seinen Kindern ein gutes Beispiel zu sein. Er möchte ihnen durch den Stiftungsfonds vermitteln, dass es ihm immer wichtig war zu helfen. „Ich hoffe, sie übernehmen das ein bisschen und führen es weiter. Ich möchte mir kein Denkmal setzen, sondern einfach etwas hinterlassen, das bleibt.“